Kirgistan war ein Traum…definitiv ein Land, das eine zweite Reise wert ist! Wir könnten hier so viele Seiten füllen mit Eindrücken aus Kirgistan, wir versuchen uns zurückzuhalten 🙂
Gleich hinter der Grenze von Kasachstan noch vor der Hauptstadt Bishkek empfingen uns Bäume, Berge und Flüsse. An einem schönen Schattenplatz an einem Fluss, der gerade Kuhbadeplatz war, haben wir erstmal Pause gemacht um die Grenze und die Tatsache zu verdauen, dass wir endlich in Kirgistan angekommen sind.
Die Grenze verlief eigentlich problemlos, Jo musste den Bus durchfahren und wartete und wartete und es mussten mal wieder viele Zollpapier ausgefüllt werden, und Anika zu Fuß rüberlaufen. Die Ausreise ging natürlich viel schneller zu Fuß. Die Einreise war ein Klacks, wir hatten zwar ein tolles Kirgistan-Visum in unseren Pässen, das war aber nur noch Dekoration, denn 3 Wochen zuvor haben die Kirgisen ihre Visa-Pflicht für Europäer abgeschafft…naja, haben wir jetzt eine Rarität im Pass 🙂
Unser erstes Ziel in Kirgistan war der Issyk-Köl, das Meer der Kirgisen und der zweitgrößte Gebirgssee der Welt auf 1600müNN. Das Wort „Issyk-Köl“ bedeutet im Kirgisischen „heißer See“, weil er im Winter nicht zufriert. Der Weg dort hin war schon spannend, irgendwie war es gar nicht so leicht bei so grandioser Landschaft sich auf die Mega-Baustelle zu konzentrieren, die gerade der Weg von Bishkek zum Issyk-Köl darstellt.
Irgendwann kamen wir tatsächlich am See an und erkoren einen schönen Grasplatz mit 3 Bäumen zu unserem ersten Schlafplatz. Die Idee vom gemütlich draußen essen und Hängematte aufspannen haben uns dann ca. 1 Mio Mücken zunichte gemacht, die alle im Gras saßen und bei der kleinsten Bewegung aufgescheucht wurden…Nagut, dann eben ins Wasser. Schnell hingerannt um die Stechattacken zu minimieren, und dann waren wir total enttäuscht. Das Wasser war total trüb, der Boden voll schlammig….so haben wir uns den See nicht vorgestellt. Ein bisschen betrübt haben wir uns dann in den Björni verkrochen und den Sonnenuntergang hinter Scheiben angeschaut…
Am nächsten Tag jedoch sollte sich der Issyk-Köl in seiner wahren Schönheit und Pracht zeigen 🙂 Wir fuhren an ein kleines Strandstück weiter im Osten und waren hin und weg….glasklares Wasser, ein bisschen salzig, angenehm warm, perfekt zum Ball spielen und rumalbern! Die kirgisischen „Badenachbarn“ fanden uns auch ganz spannend und versuchten mit Hand-und-Fußsprache möglichst viel über uns rauszubekommen. Wir schenkten den Kindern unsren Ball, der zum Schluss sogar die Männer und Frauen ins Wasser lockte und alle zu Kindern werden ließ 🙂 Das war so schön anzusehen! Zum Dank bekamen wir noch selbstgemachtes Schaschlyk, Fladenbrot und Melone! Der Tag wurde noch verschönert durch eine Wanderung in umhauender Landschaft, und dem Treffen von Tom und Verena, die in ihrem Mercedes Kurzhauber auch auf dem Weg nach China waren. Weil die Chemie sofort stimmte wurde kurzerhand entschieden zusammen am See zu bleiben, an einem Ort mit Felsstrand, genial zum schnorcheln!! Nur die bunten Fische fehlten, sonst hätte es wirklich die Karibik sein können! Das Bergpanorama im Hintergrund ließ uns wirklich wie im Paradies fühlen.
Je weiter wir nach Osten am See entlang fuhren, desto häufiger wurden Aprikosenbäume, die fast zusammenbrachen vor lauter Früchten! Innerhalb von 2 Minuten hatten wir bestimmt 6 kg gepflückt, bzw. waren sie schon so reif, dass sie von alleine in die Schüssel fielen! Suuuupersüß waren die, himmlisch!
In Karakol, der Stadt am Ostufer des Sees, war ein Internetcafé leider das einzige Gebäude das wir „besichtigten“. China lässt uns einfach keine Ruhe, die Organisation unserer China-Visas von einer deutschen Agentur macht immer wieder Probleme, weil entweder Papiere fehlen oder der chinesische Konsul uns wegen irgendwelchen dubiosen Gründen das Visum verweigert… Unser Plan uns für ein paar Tage mit Zelt in die Berge zu verziehen, fiel damit auch ins Wasser, da wir täglich Internet brauchten. Nachdem das Gröbste organisiert war, ging es wieder Richtung Westen, da wir hörten dass der Nordstrand des Issyk-Köls sehr touristisch sein soll, also blieben wir lieber im Süden. Als wir neben einer Flussmündung einen schönen Platz fanden und baden gehen wollten, fror uns erstmal der kleine Zeh ab als wir baden gehen wollten. Das Flusswasser aus den Bergen war ar….kalt, erst in 2 m Wassertiefe gabs wieder warmes Seewasser 🙂 Dort erlebten wir unser erstes Gewitter auf der Reise, das eine aufregende Stimmung am See erzeugte!
Am nächsten Tag sollte es dann über einen Pass Richtung Naryn im Südwesten gehen. Der Pass war auf einer 1:3 Mio Karte eingetragen, also dachten wir, der wird schon gut fahrbar sein. Mal wieder Pustekuchen, für ca. 30 km brauchten wir den ganzen Tag! Er begann ja noch relativ harmlos, entpuppte sich weiter oben allerdings als besserer Wanderweg mit kühlschrankgroßen Steinen die zu überwinden waren. Fast am Pass oben trafen wir auf 5 Motorradfahrer, 4 Engländer und 1 Australier. Der Australier, seine Maschine wog fast eine halbe Tonne und er war mit den Nerven am Ende. Er kippte ständig um, und mit jedem Mal ging die Maschine mehr kaputt. Es wurde geschoben und gezogen, geflucht und gekeucht…aber irgendwie habens dann alle auf den Pass geschafft, auf 3900m. Auch der Björni hatte zu kämpfen und wir waren froh über ihre Begleitung und sie waren genauso froh über unsere, u. a. als Aprikosenspender 🙂 Aber die ganze Anstrengung wurde belohnt mit einem Hammer-Panorama!! Der Weg runter war dann leider auch alles andere als entspannt, viele Flüsse kreuzten den Weg und von Brücken keine Spur…das hieß Unterbodenwäsche für den Björni! Am Abend waren alle geschafft, die Motorradfahrer mit nassen Schuhen und Hosen und ihren Sommerschlafsäcken…na Prost Mahlzeit, die Armen! Und am Morgen hatten wir tatsächlich nur -2°C. Also schnell losfahren. In Naryn trennten sich dann wieder unsere Wege, da für die Biker China rief.
Unser nächstes Ziel war der Song-Köl auf 3000m Höhe, ein fast kreisrunder extrem flacher See inmitten einer riesigen Hochebene, auf der Jurten wie Riesen-Champignons aus dem Boden sprießten und tausende von Schafen, Pferden und Kühen grasten, sodass es wir wie auf einem großen Golfplatz fuhren. Als wir an einem Fluss gerade den Björni „duschten“ sprach uns ein Kirgise an und fragte ob wir in der Jurte Abendbrot essen wollten…es war eine Gasthaus-Jurte, das erkannten wir an den Motorrädern davor. Aber wir beschlossen, es zu wagen, wollten wir doch schon die ganze Zeit wissen, wie sich es sich in einer Jurte lebt. Also, auf jeden Fall war es warm, das war bei dem eiskalten Wind draußen sehr angenehm, aber durch fehlende Fenster oder andere Öffnungen war es extrem stickig und durch das kochende Schaf auf dem Ofen (der mit Kuh- und Yakfladen geheizt wurde) war die Luft voller Schaf und selbst am nächsten Tag roch alles an uns noch nach Schaf. Es gab traditionell eine Vorspeise, ein ziemlich leckerer Kartoffel-Schaf-Eintopf und als Hauptgericht Beşbarmak, gekochtes Hammelfleisch mit Zwiebeln und selbstgemachten Nudeln, dazu als Leckerli gabs ein Stück Leber und Fettsterz. Beim Zerteilen des gekochten Hammels wird einfach ein Messer genommen und alles irgendwie zerstückelt sodass ein Wirrwarr aus Knochen, Knorpeln und mit etwas Glück ein bisschen Fleisch auf deinem Teller landet. Puh, das war nicht so einfach zu essen… Der Abend war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung für uns, aber nein, nochmal müsste es nicht unbedingt sein 🙂
Auf dem Weg runter vom Song-Köl erfuhren wir erneut von Problemen mit den China-Visas, also brauchten wir schnell wieder Internet, das gabs am Issyk-Köl. Dort waren inzwischen auch die Schweizer angekommen, mit denen wir durch China reisen wollen. Also sind wir, zum Schluss noch im Dunkeln (nicht ganz ungefährlich auf kirgisischen Schlagloch-Straßen!) wieder zum See gefahren. Am nächsten Morgen sahen wir erst, an was für einem Traumplatz wir gestrandet waren, im wahrsten Sinne des Wortes … einsamer Sandstrand, 5 m vom Wasser entfernt, Hängematten- und Slackline-taugliche Bäume, ein Traum! Aus dem Grund rührten wir uns dort auch 6 Tage lang nicht vom Fleck.
Dann klopfte leider wieder China an…die Visas haben doch noch in letzter Minute geklappt und wurden mit dhl verschickt, wir mussten sie nun, 5 Tage vor China-Einreise in Bishkek abholen. Also dem Issyk-Köl wirklich schweren Herzens tschüß gesagt und ab ins Stadtgetümmel. Nachdem wir dann glücklich unsere Pässe in der Hand hielten, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Ala-Archa-Nationalpark südlich von Bishkek.
Tja, und dann hieß es, China wir kommen. Auf direktem Weg ging es dann von Bishkek aus südlich zur Grenze am Torugart-Pass. Je näher wir der Grenze kamen, umso mehr megavoll beladene China-LKWs kamen uns entgegen, zum Teil in katastrophalem Zustand. Da erwarteten wir Schlimmstes vom Pass. Auf dem Weg zur Grenze besuchten wir noch Ruinen einer jahrtausendalten Stadt und Tash Rabat, eine Karawanserei der alten Seidenstraße aus dem 10. Jahrhundert.
Der Pass war dann wirklich nicht ohne, schlimme Rüttelpiste zum Teil, Riesentrucks mit noch riesigeren Staubwolken, die an uns vorbei rasten. Aber das alles mit einem einzigartigen Bergpanorama. Vom ersten bereits chinesischen Checkpoint in Kirgistan waren es etliche km bis zur kirgisischen Grenze. Die Ausreise aus Kirgistan verlief problemlos, dem Zoll genügte ein kurzer Blick in die Autos. Dann konnte es weiter gehen bis zur chinesischen Grenze, das waren auch nochmal einige km, aber immerhin auf Asphalt. Die kilometerlange LKW-Schlange kündigte schon von weitem die Grenze an.
Die Aufregung stieg auf jeden Fall…..aber das soll erst im China-Teil beschrieben werden 🙂